Fahrerassistenten sollen Unfälle vermeiden
Hilfe oder Hindernis ?
Fahrzeugtechnik und Verkehrssicherheit sind eng miteinander verbunden. Findige Ingeneure und erfahrene Fahrzeugbauer arbeiten ununterbrochen an stabileren dynamischeren Fahrzeugaufbauten, Schwachstellen werden beseitigt, kritische Bereiche entschärft.
Danach sind der Fahrer, die Fahrerin gefragt, mit den modernsten Fahrzeugen richtig umzugehen. Die Faktoren Verkehrsdichte und Geschwindigkeit werden dabei immer eine entscheidende Rolle spielen.
Fahrerassistenzsysteme sind seit einigen Jahren die klassischen Errungenschaften, die den Verkehr sicherer machen und für weniger Unfälle sorgen sollen. 1978 starteten die ersten Pkw-Serienmodelle mit dem ABS, 2004 wurde es für Neufahrzeuge Pflicht. Das ist heute mehr als Standard der Fahrzeugtechnik.
Jedoch sind andere Assistenten auf dem Vormarsch, die nicht immer den Geschmack der Fahrer finden, und schon gar nicht denjenigen der Berufskraftfahrer, die täglich auf stark befahrenen Verkehrswegen unterwegs sind.
Spurhalteassistenten, Notbremsassistenten, Tempoassistenten, Abstandsregeltempomaten, Ausweichassistenten, Müdigkeitswarner, Alkohol-Wegfahrsperren – das sind technische Hilfen, die dem Fahrer angeboten werden. Doch in der Praxis stehen insbesondere die Berufskraftfahrer auf den Lkw einigen Assistenten aus nachvollziehbaren Gründen kritisch gegenüber.
Ein Fahrerassistent, der seit Langem in der Erprobung ist und sogar mit einem vom Bund bewilligten Betrag in Höhe von 5 Millionen Euro Zuwendungen gefördert wird, ist der Abbiegeassistent.
Jeder dritte im Straßenverkehr getötete Radfahrer ist Opfer eines Abbiegeunfalles (Lt. Statistik des Bundesamtes in Wiesbaden kamen 2018 in Deutschland 38 Radfahrer bei Abbiegeunfällen ums Leben).
Insbesondere Fußgänger/-innen und Radfahrer/-innen sind im Straßenverkehr durch abbiegende Lkw und Busse stärker gefährdet. Die Ursachen sind vielfältig. Es kann schlechte oder fehlende Sicht, aber auch fehlende Aufmerksamkeit (auf beiden Seiten) sein. Grundsätzlich kann – und das gilt für alle Unfälle – davon ausgegangen werden, dass mehr als 90 Prozent auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen sind.
Laut der EU-Verordnung 2019/2144 zur Typgenehmigung, die am 16. Dezember 2019 verkündet wurde, sind Abbiegeassistenten (dort: „Totwinkel-Assistent“) ab 6. Juli 2022 für neue Fahrzeugtypen und ab 7. Juli 2024 für neue Fahrzeuge verpflichtend. Das ist hier ein wichtiger Schritt nach vorn. Grund für diese Verordnung ist unter anderem das Bestreben nach weniger Verkehrsunfällen sowie mehr Sicherheit im Straßenverkehr.
Und das ist der abschließede Apell des TÜV SÜD zu den Fahrerassistenten:
Nicht abschalten, sondern nutzen: Fahrerassistenzsysteme sorgen für mehr Sicherheit. Der TÜV SÜD rät Neuwagenbesitzern davon ab, moderne Fahrerassistenzsysteme abzuschalten oder in der Werkstatt deaktivieren zu lassen. Ansonsten würde ein wertvoller Sicherheitsgewinn verloren gehen.
>> Fahrerassistenzsysteme – so können sie Autofahrer entlasten
Quelle: ADAC, 80 686 München
>> Wie ein Lkw-Fahrer den Großstadtverkehr erlebt
Quelle: Deuschlandradio, 50 968 Köln